Gerade in Fächern der historischen Geisteswissenschaften scheinen den Studierenden der spätere berufliche Alltag und die Employability – die Fähigkeit beruflichen Lernens – oft weit entfernt vom Universitätsalltag. Vielen Studierenden fehlen frühe Erfahrungen und das Bewusstsein, welche Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten auch außerhalb des universitären Rahmens und insbesondere für den Übergang ins Erwerbsleben wichtig sind. Erforderlich sind Konzepte dafür, wie der Erwerb von Fachkompetenzen im fachwissenschaftlichen Studium und die Förderung berufsrelevanter Kompetenzen wie Organisation, Projektentwicklung, Teamarbeit und Kommunikation enger verzahnt werden können. Bei dem klassischen Modell eines Employability-Moduls, das in der Regel ein frei wählbares, mehrwöchiges, externes Unternehmens- bzw. Betriebspraktikum vorsieht, ist der Erfolg wesentlich von dem konkreten, individuellen Praktikumsplatz und den dortigen Aufgaben abhängig, also in hohem Masse zufällig und wenig steuerbar. Zudem kommen entscheidenden Dimensionen – individuelle Beratung und Reflexion über erworbene und möglicherweise noch zu erwerbende Kenntnisse und Kompetenzen – zu kurz, wenn (Selbst-)Reflexion allein in einem Praktikumsbericht Raum findet und Beratung nur in einer Ringvorlesung, im günstigen Fall beim externen Praktikumsgeber.
Vor diesem Hintergrund und auf Grundlage unserer Leitlinien zur Vermittlung berufsbezogener Kompetenzen in geisteswissenschaftlichen Studiengängen haben wir neue innovative Employability-Module entwickelt und an drei unserer Partneruniversitäten (Mainz, Olomouc, Stockholm) in bestehende Studiengänge implementiert. Durch Arbeit im Team, Output-Orientierung, Einbindung externer Expertise und ein eigenes Beratungskonzept bieten die neuen Module interessierten Studierenden eine Alternative zu den bisherigen Praxismodulen.
Employability Module
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Als alternatives Wahlpflichtveranstaltung zum bisherigen Praktikum mit anschließendem Praktikumsbericht wird nun ein Praxisprojekt angeboten, in das Akteure aus der Berufswelt miteinbezogen werden. Im Mittelpunkt steht die Vermittlung von berufsbezogenen Kompetenzen und Fertigkeiten und die Steigerung des Bewusstseins von der Wichtigkeit derselben. Dies wird dadurch erreicht, dass die Seminargruppe gemeinsam ein Projekt konzipiert, entwickelt und durchführt, orientiert auf ein konkretes, nach außen sichtbares ‚Produkt‘ – z.B. eine öffentliche Performance, eine Ausstellung, eine Publikation, einen strukturierten Blog, ein ehrenamtliches Serviceprojekt u.v.m. Im Vergleich zum Praktikum, bei dem die Studierende die Berufspraxis hauptsächlich als Beobachter erleben und zunächst nur ein enges zugewiesenes Aufgabenfeld bearbeiten können, bietet das Praxisprojekt die Möglichkeit, in kurzer Zeit unterschiedliche Arbeitsphasen und Rollen aktiv zu erleben und die Wichtigkeit zentraler berufsrelevanter Fähigkeiten praktisch zu erfahren.
Das Einzelmodul startet an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zum WS 2017/18.
Univerzita Palackého v Olomouci
Innerhalb des Employability-Moduls werden verschiedene Seminare angeboten, die von den Studierenden frei gewählt werden können (mind. im Umfang von 5 LPs). Auf diese Weise haben die Studierenden die Möglichkeit, die Seminare gezielt in Hinblick auf die Förderung der Fähigkeiten und Fertigkeiten zu wählen, die für sie für den Einstieg in den von ihnen angestrebten Berufsweg von Nutzen sind. Wählen können sie bspw. zwischen einer individuellen Karriereberatung, der Entwicklung und Durchführung eines kleinen Projekts oder der Teilnahme an Bewerbungsworkshops.
Das Einzelmodul startet an der Univerzita Palackého v Olomouci zum WS 2017/18.
Stockholms universitet
Das Modul besteht aus zwei Teilmodulen. Im ersten Teilmodul erhalten die Studierenden eine Einführung in das Thema Grundlagen und Theorie der Interkulturalität. Im Verlauf dieser aus einem Vorlesungs- und einem Seminarteil bestehenden Veranstaltungen organisieren sich die Studierenden ihre Praktikumsplätze, wobei sie auf das Netzwerk der Universität zurückgreifen können. Während des Praktikums, dem zweiten Teilmodul, sollen die Studierenden in ihrem Unternehmen selbstständig ein eigenes kleines Projekt durchführen.